Die Tanzstunde

KARSTEN ENGELHARDT

Schauspieler & Regisseur

KARSTEN ENGELHARDT

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Presseartikel

Die Tanzstunde
22.02.2025 / Von Ingeborg Salomon
Zimmertheater Heidelberg

„Die Tanzstunde feierte eine gelungene Premiere - Karsten Engelhardt inszeniert klug und sensibel“

Heidelberg. Ever Montgomery braucht eine Tanzstunde. Die muss er nehmen, denn der superkluge Professor für Geowissenschaften bekommt einen hochrangigen Preis, und im Anschluss wird getanzt. Das ist einfach so, für diesen Nerd aber ein Problem, denn er ekelt sich regelrecht vor Körperkontakt. "Also etwas Einfaches, das schnell vorbeigeht", fordert er von seiner jungen Nachbarin, die ihm die Tanzstunde geben soll. Die lehnt energisch ab, doch die 2153 Dollar, die ihr Montgomery dafür zahlen will, sind ein unschlagbares Argument, und so lässt sich Senga Quinn darauf ein.

"Die Tanzstunde" ist eine ebenso heitere wie ernsthafte Komödie des US-amerikanischen Dramatikers Mark St. Germain, die zurzeit an vielen Bühnen in Deutschland gespielt wird. Regisseur Karsten Engelhardt hat das Zweipersonen-Stück nun für das Heidelberger Zimmertheater in Szene gesetzt, langjährige Theaterfreunde werden sich an Oscar Wildes "Bunbury" erinnern, mit dem der Hamburger vor Jahren hier sehr erfolgreich war. Der lang anhaltende Applaus des Premierenpublikums nach zwei spannenden, witzigen und unterhaltsamen Stunden lässt vermuten, dass auch "Die Tanzstunde" viele begeisterte Besucher
finden wird.
Mit Lydia Roscher als Senga Quinn und Christian Meyer als Ever Montgomery stehen zwei Schauspieler auf der intimen Theaterbühne, die sich in den Dialogen nichts schenken und ihre jeweilige Rolle sehr glaubhaft ausleben. Lydia Roscher verkörpert die Tänzerin Senga, die sich nach einem Unfall nur mit einer sperrigen Orthese bewegen kann. Ihre Karriere scheint beendet, ihre Stimmung ist auf dem Tiefpunkt, und auf die Bitte ihres Nachbarn reagiert sie deutlich gereizt. Der wiederum macht erst einmal klar, dass er Autist ist und nicht einmal seine eigenen Berührungen aushalten kann ("Ich behalte im Bett die Socken an"). Christian Meyer, den die Zimmertheater-Besucher gerade auch in "Trennung für Feiglinge" erleben konnten, bewegt sich, als habe er einen Stock verschluckt. Mit steifem Oberkörper und hochgezogenen Schultern bleibt er zunächst nicht nur körperlich völlig unbewegt, er hat auch keinerlei Empathie für seine ob ihres eigenen Schicksals jammernde und wütende Tanzlehrerin. Die noch dazu dauernd lügt, wie sich im Laufe des Abends herausstellt. Zwei New Yorker Stadtneurotiker begeben sich auf Konfrontationskurs.

"Ich bin nicht behindert, ich bin beeinträchtigt", blafft Ever Senga entgegen, und der Zuschauer lernt ganz nebenbei viel über Menschen mit Asperger-Syndrom. Albert Einstein, Greta Thunberg, Michelangelo und Mozart seien nur einige Beispiele für Menschen mit autistischem Verhalten, klärt der Klugscheißer auf. Die ebenfalls beeinträchtigte Senga schreitet zur Tat und demonstriert ihrem Schüler eindrucksvoll, was Tanzen bedeutet. Da Lydia Roscher seit ihrem fünften Lebensjahr Ballett macht und mittlerweile ihre Liebe zum Brazilian Zouk entdeckt hat, sind ihre Bewegungen ein optischer Genuss und bleiben auch auf Ever nicht ohne Wirkung. "Sie tanzen zu sehen, hat mich aufgeregt, nicht im Kopf, sondern weiter unten", gesteht er. Das ungleiche Paar kommt sich immer näher, und schließlich ist es gut, dass in Sengas Appartement ein großes Sofabett steht, das nicht nur zum Sitzen dient. In Karsten Engelhardts sensibler Inszenierung, die diese intime Szene nur andeutet, haben die beiden inzwischen viel voneinander und eine ganze Menge über sich selbst gelernt.
Ever kümmert sich auf einmal um Senga, die nicht nur ein kaputtes Knie, sondern auch eine ganze Menge Vergangenheit mit sich herumschleppt. Und Senga wiederum bringt den kopflastigen Professor im wahrsten Sinn des Wortes in Bewegung. Happy End trotz Handicap? Die Zukunft wird es weisen, sicher ist aber: "Veränderungen erfordern Courage", unterstreicht Ever in seinem Schlusswort. Und das gilt im Theater wie im Leben.
Info: "Die Tanzstunde" ist im Zimmertheater am Karlstor täglich außer montags bis Ende Juni zu sehen.
Karten unter www.zimmertheaterhd.de
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